Berlin (dpa) - Der Begriff Privatsphäre erhält im Internet eine neue
Dimension. Junge Menschen offenbaren dort in sozialen Netzwerken wie
Facebook oder StudiVZ zunehmend Details aus ihrem Leben.Einer Umfrage des
Instituts Forsa zufolge veröffentlichen zwei Drittel der 14- bis
29-Jährigen Bilder und Texte über sich im Internet. Doch was geschieht mit
privaten Daten, wenn sich jemand aus einem Netzwerk wieder abmeldet? Die
Nutzer von Facebook protestierten in der vergangenen Woche erfolgreich
gegen eine Änderung der Nutzungsbedingungen. Danach hätte das Unternehmen
solche Daten weiter speichern dürfen. Aus der Politik kommen nun erste
Forderungen nach einem strikteren Schutz der Privatsphäre in solchen
Netzwerken.Bereits 23 Prozent der Menschen in Deutschland sind nach der
Umfrage im Internet mit persönlichen Informationen vertreten. Vor einem
Jahr waren es noch 18 Prozent. Überwiegend junge Nutzer stellen Steckbriefe
in die sozialen Netzwerke ein. Viele bedenken dabei nicht, dass diese
Informationen für künftige Arbeit- oder Kreditgeber sehr aufschlussreich
sein können. Auch Unternehmen profitieren von dieser Datenfülle: Sie können
individuell zugeschnittene Werbung bei den Nutzern platzieren.Mit einer
Abmeldung werden «der Account des Nutzers und alle personenbezogenen Daten
dauerhaft gelöscht», zitiert eine Sprecherin von StudiVZ die
Geschäftsbedingungen ihres Unternehmens. 13 Millionen Mitglieder tummeln
sich auf den drei Portalen der Firma. Der Sprecher von RTL interactive,
Thomas Bodemer, sagt über das Netzwerk wer-kennt-wen.de mit 5,6 Millionen
Mitgliedern, das Profil jedes Nutzers werde «bei der Abmeldung
unwiderruflich gelöscht» und könne von anderen Nutzern nicht mehr abgerufen
werden.Damit entsprechen die beiden größten sozialen Netzwerke in
Deutschland zwar einer Forderung zur Änderung des Datenschutzgesetzes, die
die Grünen Anfang März in den Bundestag einbringen wollen. Ein
Qualitätssiegel für soziale Netzwerke wäre aber «ein erster Schritt», um
den Nutzern mehr Sicherheit zu bieten, sagt die Grünen-Abgeordnete Nicole
Maisch. «Viele Kinder und Jugendliche sind sich nicht darüber bewusst, dass
das Netz nichts vergisst.» Der Antrag ihrer Fraktion sieht zudem vor, dass
Daten von Mitgliedern «nur bei ausdrücklicher vorheriger Einwilligung» an
Dritte weitergegeben werden dürften.Die FDP-Abgeordnete Gisela Piltz gibt
zu bedenken, dass viele Anbieter im Ausland ansässig seien. Für diese
entfalte «eine Änderung deutscher datenschutzrechtlicher Bestimmungen
ohnehin keine Wirkung». Piltz plädiert dafür, den deutschen Netzwerken eine
«erweiterte Informationspflicht» aufzuerlegen. Wie ein Unternehmen mit den
Daten seiner Kunden umgeht, sollte noch vor der Anmeldung in einem
«ausdrücklichen Hinweis» zu erfahren sein.«Wir machen die Beobachtung, dass
gerade junge Menschen immer mehr sehr sensible Inhalte ins Netz stellen»,
sagt Datenschutzexperte Kai Kuhlmann vom Bundesverband
Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Seiner
Ansicht nach müssen Bestimmungen geschaffen werden, mit denen Kinder und
Jugendliche schon in der Schule «mit mehr Medienkompetenz ausgestattet»
werden. Das fordern auch die Grünen in ihrem Antrag.Allerdings hält
Kuhlmann die Diskussion über eine ausdrückliche Zustimmung zur Weitergabe
von persönlichen Daten für «überbewertet», denn meist würden Daten an
Werbekunden gar nicht erst ausgegeben. Die Betreiber von sozialen
Netzwerken erhielten von ihren Kunden auf bestimmte Zielgruppen
zugeschnittene Werbung, die sie dann selbst bei den entsprechenden
Mitgliedern platzierten.«Ein einheitliches Siegel für Datenschutz» wie es
die Grünen fordern, ist Kuhlmann zufolge dennoch «sicher sinnvoll». 17
internationale Netzwerke haben bereits auf europäischer Ebene eine
Selbstverpflichtung für einen besseren Datenschutz unterschrieben, darunter
auch die deutschen Betreiber von StudiVZ. Facebook gehört auch zu den
Unterzeichnern. Die Daten ihrer abgemeldeten Nutzer wollte es aber dennoch
gespeichert behalten.
Monday, March 2, 2009
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